Vergessen ist viel öfter ein Glück , als eine Kunst. So heißt es zumindest im Volksmund. Allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob ein Mensch dieses Glück im Übermaß ertragen kann. Nein ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Glück einfach die falsche Bezeichnung ist, denn in meinem Fall ist das Vergessen meine größte Angst. Ein Feind, der mich seitdem ich denken kann verfolgt. Meine Kindheit ist wie ein Fotoalbum, jedoch gefüllt mit zahllosen verschwommenen Bildern. Es ist sehr selten, dass eines dieser Bilder bereitwillig eine scharfe Momentaufnahme zeigt. Viel öfter sind sie vollkommen schwarz, allerhöchstens gezeichnet von grauen Schatten aus unsteten Träumen. Ich denke, dass ich genau deswegen Fotograf geworden bin, um meine Zeit festzuhalten, um mich auch dann zu erinnern wenn mein Geist an dieser Stelle versagt. Ich möchte jeden Moment einfangen, deshalb ist die Kamera, nach jahrelanger Odyssee durch verschiedene Länder, zu eine
m festen Bestandteil meines Selbst geworden. Es ist ein schönes Gefühl, wieder regelmäßig eine Kamera in den Händen zu halten. Sie ist von jeher das beste Werkzeug für mich gewesen um Momente einzufangen. Denn ich fertige nicht einfache Abziehbilder der Realität an, sowie es Hunderte anderer Fotografen tun, ich sammele unvergessliche Augenblicke und verdiene damit meinen Lebensunterhalt, zumindest dass scheine ich richtig zu machen.
Dennoch musste ich erst in eine komplett andere Welt eintauchen, um zumindest zu einem Teil zu verstehen, was es ist, dass mir die Erinnerungen raubt. Trotzdem haben die Gedächtnislücken nicht aufgehört zu erscheinen, aber sie sind um ein vielfaches weniger geworden. Immerhin weiß ich nun was und wer ich bin. Seitdem hat sich viel verändert. Ich denke, das in all den Jahren zuvor , irgend jemand seine Hände schützend über mich gehalten hat. Es ist mir sonst unbegreiflich, wie ich in dieser Zeit nicht nur unentdeckt sondern auch so unbehelligt bleiben konnte. Denn jemand wie ich, fällt grade wenn er unwissend ist sehr schnell auf.
bei deren Anblick beginnt die Seele zu bluten…
© Elmar Kupke
Umso schwerer trifft die Erkenntnis, dass dem nicht so ist. Dass vermeintliche Alpträume der Wahrheit entsprechen und die Angst einiger Fremder, wenn sie dir in die Augen sahen, tatsächlich nicht unbegründet gewesen ist. Wenn meine Frau nicht auch der Mensch gewesen wäre, der mir diese andere, monströse Seite an mir gezeigt hat. Mich dazu gebracht hat das ich mich daran erinnere was ich bin. So würde ich fürchten sie zu verletzen, durch das was ich bin.
"Wie heißer Sand, oder auch Schleifpapier, als wenn die Sonne zulange und zu heftig auf mich nieder gebrannt hat. Die Haut sie spannt und kratzt, sie juckt und wird rau.
Ich habe keine Lust, ich will nicht.
Wie etwas Fremdes ,das sich in meinen Geist schleicht ,
es brennt, ich möchte schreien und liege doch nur still auf meinem Bett.
Ich träume, wie immer es muss ein Traum sein. Die Haut kratzt, sie juckt und spannt , immer noch, pellt sich .. ich .. was soll das.
Als ob etwas meine Haut auseinanderreißt, wie es sich dehnt, in die Länge zieht.
Ich winde mich, in Krämpfen und Zuckungen. Ich halte es nicht mehr aus, wie von Sinnen fange ich mich an zu Kratzen, zu Zerren an meiner eigenen Haut, die mich nun mehr einsperrt. Ich will hier raus, lasst mich endlich heraus aus diesem Gefängnis. Ich hasse dieses Gefühl, es ist so anstrengend und selbst nach Stunden habe ich es erst zur Hälfte geschafft. Wie lächerlich ich grade aussehe.
Aber es wird sowieso niemand erfahren, nie , das kann ich nicht zulassen.
Verdammt! Ich flippe noch aus, jedes Mal das Selbe ich kann nicht mehr, müde und abgekämpft, könnte ich mich grade nicht einmal mehr selber erwürgen ..auch wenn es fast so aussieht als wenn ich das tun wollte.