Der uneigennützigste Wunsch ist der, dass sich die Wünsche des anderen erfüllen mögen.


Als ich die Katze das erste Mal sah, brachte ich gerade einen Teil der Küchenabfälle zu den elendig stinkenden Containern im Hinterhof des Restaurantes >Toflev<. Sie saß einfach da, strahlend weiß auf der schmutzigen Kante des überquellenden Containers und zuckte nicht einmal mit einem Schnurrhaar, als ich die beiden Müllsäcke knapp an ihr vorbei warf und an der letzten freien Stelle im Unrat versenkte. Wahrscheinlich war genau diese stolze, unbewegliche Haltung der Grund, weshalb ich sie noch einmal ansah. Wie soll ich nur erklären was ich in dem Moment empfand? Der Blick des Tieres, der Glanz in golddurchsetzten Augen, brachte eine Seite in mir zum klingen, von der ich vorher nicht wusste das Sie existierte. Ich fühlte mich warm in die Arme geschlossen und begrüßt, als wäre ich soeben einer lang vermissten Verwandten begegnet. Ich muss recht lange dort gestanden haben, nur um ihr einfach in die Augen zu sehen. Hinter mir fiel die Tür zu und dieses Geräusch brachte Bewegung in das Tier, in einem eleganten Sprung verschwand sie hinter dem Müllcontainer , wo sie allerdings ein klägliches Maunzen von sich gab. Ganz leise, ich konnte es grade so hören, die näher kommenden Schritte hätten es fast übertönt und ehe ich mich versah, glitt ich selber in den Spalt der zwischen dem Container und der Wand dahinter noch frei war. Ich wollte ihr helfen, aber die Katze war verschwunden, einfach fort als sei sie nie dagewesen. Dafür hörte ich um so deutlicher wie mein damaliger Chef von zwei Schlägern auseinander genommen wurde, wegen der fehlenden Schutzgeldzahlung.
Wer hatte da nun wem geholfen ?


Manchmal bekommt man nicht, was man wollte, sondern einfach etwas Besseres.


Ob man es glauben mag oder nicht, aber auch in Las Vegas ist es schwer einen neuen Job zufinden, geschweige denn überhaupt an eine relativ sichere Arbeitsstelle zu gelangen. Bis zu diesem Zwischenfall war ich eigentlich ganz glücklich gewesen mit meiner Arbeit als Köchin und Mädchen für alles, auch wenn ich eigentlich für das Hotelmangement studiert hatte. Der Job ging mir leicht von der Hand und ich hatte Spass, wie ich nach Toflev's "Unfall" erfuhr, nur weil er die Wahrheit seiner Probleme vor den Angestellten verborgen hatte.
Probleme, welche sich über einen Zeitraum von 6 Jahren kontinuierlich verschlimmert hatten. Ein Jahr davon hatte ich bei ihm gearbeitet und mit der Auseinandersetzung nur die Spitze des Eisberges mitbekommen. Er erzählte mir eine Menge von all dem während ich ihn im Krankenhaus besuchte. Notwendiges Wissen, denn immerhin übertrug er mir die Leitung seines Restaurants in seiner Abwesenheit. Ich hab mir das bestimmt nicht gewünscht. Aber ohne neue Arbeitsstelle hatte ich ja gar keine andere Wahl. Also tat ich mein bestes um zum nächsten "Zahlungstermin" nicht nur einen neuen Job, sondern auch genügend Geld zusammen zu haben um die Schläger auszuzahlen.
Ich wollte gar nicht allzuviel von den krummen Dingern wissen die Toflev nebenher noch drehte um das Geld zusammen zu bekommen. Die Erwähnung von Drogenhandel hatte gereicht um mich auf legalem Wege zu Höchstleistungen anzuspornen. In dieses Milieu hatte ich nie rutschen wollen. Am ausgemachten Tag schloss ich das Restaurant frühzeitig, ich hatte das Geld, es hätte alles glatt laufen müssen. Leider haben meine Russischkenntnisse nicht die Qualität mit der Toflev aufwarten konnte. Ich lernte den Müllcontainer aus einer ganz anderen Perspektive kennen, meine Glieder waren vor Schock so taub, das ich den Schmerz der Schläge nichtmal spürte. Stundenlang starrte ich durch die kleine Öffnung des Müllcontainers gen Himmel. Unerreichbar schien sie für mich. Bis ich die goldenen Augen der weißen Katze auftauchen sah. Irgendwo in der Ferne heulten Polizeisirenen und das Tier mraunzte auffordernd und drängend, der Ausdruck in ihren Augen war seltsam, so bekannt als sähe ich in meine eigenen Augen...

... und in dem Moment erinnerte ich mich wieder an alles.