Wenn du wissen willst, wer du warst,
dann schau, wer du bist.
Wenn du wissen willst, wer du sein wirst,
dann schau, was du tust.
(Padmasambhava, 8.-9. Jahrhundert)



Das Haus ist gross, allein das Wort Haus ist bei der Groesse eigentlich schon zuwenig gesagt. Es ist ein Anwesen, mit viel Parkflaeche an der Villa, denn anders kann man das Mehrstoeckige und Mehrfluegelige Haus nicht nennen. Es gibt nur zwei Menschen die dort ein und aus gehen. Es ist eine eigene kleine Welt , es braucht nicht viel wie es scheint , solange fuer ausreichend Nahrung gesorgt ist und das Wasser fliesst braeuchten sie das Haus nicht einmal zu verlassen. Der glaeserne Anbau an der Suedseite der Villa, mutet an wie ein Stueck aus dem Dschungel , Solarzellen funkeln stellenweise auf dem Glasdach , verschiedene Gruentoene malen es aus , und wenn man von oben auf das Hufeisenfoermige Gebaeude sieht meint man sogar einen kleinen Teich , nein fast einen See darin glaenzen zu sehen. Aber wer ausser den beiden Maennern die dort wohnen, sollte sich dafuer interessieren?





Ich lebe hier solange ich denken kann, es hat mir nie an etwas gefehlt. Sie sind fuer mich da, haben mich geschult und trainiert. Ich habe das, hm, Haus nie verlassen, ich habe keinen Grund ich weiss wie es da draussen aussieht, wozu gibt es Film und Fernsehen, ich will gar nicht hinaus. Es klingt seltsam aber es ist so, ich liebe den tropischen Garten hier, nein nicht den unter freiem Himmel, unter freiem Himmel werde ich unruhig, ich habe seltsame Traeume wenn ich ich auf dem Anwesen spazieren war, manchmal wache ich dann mit Verletzungen auf. Ich spuere den Schmerz nicht, aber ich verstehe es auch nicht. Sie beruhigen mich. Es ist gut das sie da sind, nur habe ich in letzter Zeit immer oefter das Gefuehl, wenn ich durch die leeren Raeume und Flure gehe, das sie Angst vor mir haben. Zumindestens er, ich nenne ihn Schatten, er kaempft mit Krallen, ich sehe sie bei jedem Training, und Licht, er trainiert viel mit dem Katana, aber er fuehrt auch eine Rose mit sich. Sie reden Beide nicht viel, aber das brauche ich auch gar nicht,
wir benoetigen keine Worte.
Trotzdem weiss ich das sie mir etwas verschweigen.





Es ist Nacht als die zwei Maenner, mit ernstem Gesicht das Anwesen verlassen, zu Fuss, sie brauchen diesesmal keinen Wagen. Natuerlich ist niemand da um sie zu sehen, niemandem faellt auf, das sie wie eine zwei Mann Armee mit Auftrag wirken. Sie haben ein Ziel, das nicht einmal im Ansatz so friedlich wirkt wie das ganze Anwesen.

<<Du weisst das er uns jederzeit in den Ruecken fallen kann...>>

<Koennte, nicht kann, du sprichst es aus wie ein muss...>

<<Weil es ein muss ist..>>

<Das glaube ich nicht..>

Nur diese knappen Saetze, nicht mehr, und das an einer der Grenzen des Anwesens. Natuerlich ist niemand da sie zu hoeren, niemand da sie zu verstehen ausser der Eine den Anderen. Woher auch, sie wissen was gemeint ist, und wenn jemand da waere, so wuerde er merken das dies scheinbar der einzigste Punkt ist in dem sie sich uneins sind.




Es sind nicht meine Erinnerungen, ich kenne diese Bilder nicht, ich will sie nicht sehen. Das bin nicht ich. Dieses vernarbte und hasszerfressene Wesen kann ich nicht sein. Das darf nicht sein, wer ist dieser Rothaarige .. lach mich nicht aus .. hoer auf damit ich bin nicht dumm .. nicht gutglaeubig .. lass mich einfach so leben ...Meine Haende schmerzen .. nein da kann kein Blut sein , ich habe nie jemanden getoetet .. verschwinde ..verschwinde aus meinem Kopf ..du bist nur ein Nachtmahr .. ein Alptraum .. das ist alles nicht war ... hoer auf zu lachen .. zeig mir nicht diese Bilder, ich weiss das sie nicht wahr sein koennen .. es wird wie immer sein ..ich werde schreiend aufwachen .. vielleicht mit Wunden, aber das ist egal, sie werden mir wieder helfen .. lach nicht .. das ist nicht zum Lachen .. hoer endlich auf mich zu verhoehnen .. ich kenne dich nicht .. dich und die anderen Drei .. ich habe keinen Bruder .. ich BIN das nicht .. ich wer einfach aufwachen ..ich



<<<SCHUUUUUUULLLDIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIG>>>

Sie sind noch gut 20 Meter vom Anwesen entfernt, als der langgezogene und schmerzerfuellte Schrei ertoent. Ein Schrei, der nicht sein duerfte, zitternde Toene, die soweit hinaushallen, das jedem der Beiden klar ist, wer sich da die Seele aus dem Leib bruellt.
Sie beginnen zu rennen, geuebt gleiten sie nebeneinander her, wie zwei Schatten, nur Metall blitzt in der heraufziehenden Morgensonne, und der Traeger der Tigerklauen rennt weiter, an der weissen, rotbefleckten Gestalt vorbei, dem langhaarigen Rotschopf hinterher , der in seiner schwarzen Kleidung im Waldstueck des Anwesens verschwindet.
Der Andere, der Katana-Traeger, er geht zu der blutverschmierten Gestalt hin, kniet sich neben ihn und hebt den jungen Mann mit der Augenklappe wortlos in seine Arme, den Blick dabei auf das Bild, das Bild das in akribischer Feinheit mit Blut an die Hauswand gezeichnet wurde.
Die Schritte ds Klauenkaempfers, die hinter ihm und seiner Last hoerbar werden, sind das Erste das wieder bewusst zu ihm durchdringt und er wendet sich um.



<<Er ist entkommen..>>

<Ich weiss, aber das ist nun unwichtig..>

<<Wir muessen ihn versorgen..>>

<Ja, mehr als nur seine koerperlichen Wunden..>

<<Ja es wird Zeit ...>>





Ich habe sie gesehen , alle vier.
Ich habe gegen sie gekaempft.
Ich weiss das ich anders bin.

... oder nur ...
Anders sein will.

..Ich bin Tatsuya..